Geologie Korsikas

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Geologie - Tafoni Aushöhlungen

Der Name Korsika oder auch Kallisté, das bedeutet: „Die Schönste!“, stammt von den Griechen, die ihrer Zeit auf Korsika regierten. Sie gaben der Insel aber noch einen anderen Namen: Cyrnos – „mit Wäldern bedecktes Vorgebirge“.

Sie hatten schon damals recht in ihrer Beschreibung der Insel. Doch Vorgebirge? Wahrscheinlich bezeichneten sie die dahinterliegenden Alpen als „richtiges Gebirge“. Doch schauen wir uns Korsika ein wenig näher an.

Korsisch-sardische Platte

Korsika gehörte einst mit Sardinien zusammen zum französischen Festland. Vor ca. 11,5 Millionen Jahren im Tertiär, mit Entstehung des Mittelmeeres, kam es zur Abspaltung der korsisch-sardischen Platte vom Kontinent. Diese Platte rotierte um 45° Grad gegen das italienische Festland und 5 Millionen Jahre später kam es zum Stillstand, wobei Korsika etwas eher stoppte. In Südfrankreich kommen Gesteine in identischer Ausbildung und Lage vor, was die Rotation vom Urkontinent anhand von geomagnetischen und seismologischen Daten hinweg beweist. Das Naturschutzreservat „Scandola“, zwischen Calvi und Porto, lag damals wohl ungefähr auf Höhe vom heutigen Nizza.

Abspaltung der korsisch-sardischen Platte

Das Gebirge im Meer

Korsika weist echte alpidische Gebirge auf, die typischen Hochgebirgscharakter aufweisen. Im Westen der Insel besteht das Grundgebirge aus variszischem Granit und Tiefengesteinen (z.B. Quarzporphyr aus dem Karbon) und einen von Nordwesten nach Südosten ziehenden meist gratförmigen Hauptkamm, der in S-Form verläuft und über 2000 m hoch ist. Dieser Hauptkamm stellt auch gleichzeitig die Wasserscheide dar. Von ihm laufen zahlreiche steil abfallende Seitenkämme und Seitentäler hinunter bis zur schroffen Westküste. Diese Geländemorphologie beschert einzigartige Landschaften und gab Korsika das Synonym „Gebirge im Meer“. Direkt in diesem Hauptkamm oder unweit davon befinden sich die höchsten Berge der Insel: Monte Cinto (2706 m), Monte Rotondo (2622 m), Punta Minuta (2556 m), Paglia Orba (2525 m) und Monte D’Oro (2389 m).

Blick vom Capu Rosso

Gesteinsarten auf Korsika

Eine Besonderheit auf Korsika sind die bizarr geformten Aushöhlungen des Granits. Sie werden Tafoni Verwitterungen genannt (von kors. tafonare = Aushöhlung). Alkalische Beimengungen im Granit lassen unter Einfluss von Feuchtigkeit diese Löcher im Gestein entstehen, was zu außergewöhnlichen Felsformationen führt. Verschiedene mineralische Mischungen geben dem Granit die unterschiedlichen Farbschattierungen. Am beeindrucktesten in der Calanche bei Piana an der Westküste, bei der Porphyrzusätze für eine rötliche Einfärbung sorgen. Interessant und schön anzuschauen sind auch die schroffen Felstürme der Aiguilles de Bavella, die auch als die korsischen Dolomiten bezeichnet werden.

Calanche de Piana

In Richtung Süden nimmt das Relief ab. Bei Bonifacio erhebt sich, wie im Norden Sardiniens, Kalksandstein beziehungsweise sedimentierte Dolomit-Kalke, die vermutlich durch sekundäre Dolomitisierung von Kalkschlamm marinen Ursprungs entstanden. Diese Kalkfelsen sind von den Gezeiten und Stürmen eindrucksvoll gezeichnet.

Kalkstadt Bonifacio

Die dritte vorzufindende Gesteinsart auf Korsika befindet sich im östlichen Teil der Insel. Dieser besteht aus gefaltetem Schiefer (Glanz-, Tonschiefer), dessen Entstehung auf die gewaltigen Landmassenbewegungen während der Auffaltung der Alpen im Eozän (vor ca. 53 Mio Jahre) zurückgeht. Hier sind die Gipfelhöhen deutlich unter 2000m und somit charakteristisch für ein Mittelgebirge. Das Cap Corse im Norden der Insel besteht überwiegend aus kristallinem Schiefer. Dort ist der höchste Berg Cima di e Follicie „nur“ 1324 m hoch.

Schiefer bei Corte

Die letzte Eiszeit auf Korsika

Vor 30.000 bis 20.000 Jahren war Korsika während der Hochzeit der letzten Eiszeit des Pleistozäns stark vergletschert. Die Gletscher sind auch der Grund für die bizarren Felsformationen der Berge. Überbleibsel sind Kare und Karseen und durch Gletscher geformte Täler mit Endmoränen. Bis heute liegen ausgedehnte Schutt- und Geröllhalden in den Zungenbereichen der ehemaligen Gletscher, die bis in die Sommermonate nicht selten von abfließendem Schmelzwasser durchströmt werden.

Capitellosee

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