Menhire auf Korsika – Ausgrabungen von Filitosa

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Die Fundstätte nördlich von Propriano, auf einem Hügel im Tavaro-Tal gelegen, wurde 1946 vom Besitzer des Grundstücks Jean Cesari entdeckt. Die englische Schriftstellerin Dorothy Carrington hörte davon, dass auf Korsika ein paar seltsame, von Menschen geformte Steine lägen, besuchte den Ort und war so bewegt von den „rätselhaften, rudimentären Menschenbildnissen„, dass sie ein Programm zur Erforschung der Fundstätte ins Leben rief.

Filitosa

Unter dem bekannten französichen Archäologen Roger Grosjean begann 1954 die wissenschaftliche Erforschung der Geheimnisse von Filitosa. Dabei stellte sich bald heraus, dass Filitosa zu den interessantesten archäologischen Fundstätten des Mittelmeerraums gehört, nicht zuletzt deshalb, weil nirgendwo sonst megalithische Menhire und Torren (Turmbauten) der Torreaner an derselben Stätte gefunden wurden.

Filitosa

Die ganze Anlage mit ihren befestigten Unterständen, Rundbauten und Fundamenten von Hütten war nachweislich seit dem 6. Jahrtausend v. Chr. besiedelt – ursprünglich von Hirten, ab 3500 v. Chr. von den Megalithikern und ab 1600 v. Chr. von den sogenannten Torreanern, einem fremden Seevolk, das in der Bronzezeit die Bewohner Korsikas bedrängte und turmförmige Festungsbauten („torre“) errichtete.

Gelände von Filitosa

Viele der megalithischen Menhirstatuen wurden zerschlagen und als Baumaterial in den Bauten der Torreaner wiedergefunden, was darauf schließen lässt, dass die beiden Kulturen verfeindet waren und die Torreaner schießlich den Sieg davon trugen. Dennoch blieben vor allem im Olivenhain von Filitosa noch viele prächtige Menhirstatuen mit teilweise ausdrucksstarken Gesichtern erhalten, die jährlich Tausende von Touristen in ihren Bann ziehen.

Ausgrabungsstätte Filitosa

Das Museum von Filitosa im Eingangsbereich gibt einen guten Überblick über die verschiedenen aufeinanderfolgenden Kulturen Korsikas, denen man in den Ausgrabungen begegnen wird. Am Weg durch ein kleines Wäldchen begegnet man Filitosa V, einer imposanten Menhirstatue mit Waffen und angedeuteter Kleidung.

Filitosa

Die eigentliche Siedlung erreicht man auf der anderen Seite des Flüsschens – eine zyklopische Ringmauer umschließt den einstigen Siedlungshügel wie eine Festung, die man durch den Eingang am Ostmonument betritt. Bei den Figuren im Zentralmonument handelt es sich um die Oberteile von Menhirstatuen, zu Füßen der Mauern stehen die unteren Bruchteile.

Filitosa

Am berühmtesten ist die Statue Filitosa IX mit ihrem ausdrucksstarken Gesicht. Besonders eindrucksvoll sind auch die fünf Menhirstatuen, die unten am Bach wie Wächter auf die Siedlung schauen – kaum ein Korsika-Besucher kann sich der Atmosphäre dieser uralten Kultstätte und einzigartigen Sehenswürdigkeit entziehen.

Filitosa

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